Im Augenblick werden die Situationen, in denen wir uns gegenüberstehen oder sitzen, während wir miteinander sprechen, rar. Oft sehen wir uns noch nicht einmal, telefonieren oder nutzen Videokonferenzsysteme ohne Bild. Das geht. Gut sogar. Auch Coaching-Sessions lassen sich so durchführen.
Wir bauen eine Verbindung auf über unsere Stimme. Sie ist ein starkes Instrument, das – selbst, wenn wir es gar nicht bewusst einsetzen – Gefühle und Stimmungen ausdrückt.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir die Gefühle andere sogar viel genauer „lesen“ können, wenn wir ihnen nur zuhören und sie nicht ansehen. 2017 veröffentlichte Michael Kraus von der Yale University eine Studie, die das belegte. Kraus sieht zwei mögliche Gründe, warum „nur Stimme“ im Vergleich zu „Stimme und Gesicht“ viel akkurater ist. Zum einen hätten wir mehr Übung mit Mimik Emotionen zu überdecken. Zum anderen sei mehr Information nicht immer besser für die Genauigkeit. Und in der kognitiven Psychologie geht man davon aus, dass das simultane Ausführen zweier Tätigkeiten (z.B. Zuhören und Zusehen) die Leistung in beiden schwächt.
Haben Sie schon einmal jemanden mit Ihrer Stimme angelächelt? Probieren Sie es mal aus.
Jede Stimme ist einzigartig. Unser Stimmabdruck ist schwerer zu fälschen als ein Fingerabdruck. Das liegt an dem komplexen Aufbau der menschlichen Sprachorgane.
Unsere Stimme gibt Wörtern Sinn und Bedeutung. Wir haben verschiedene Ausdrucksmittel der Modulation: Sprachmelodie, Klangfarbe, Lautstärke, Sprechtempo, Pausengestaltung.
An unserer Stimme ist unsere Absicht zu erkennen. Wie wir etwas sagen, bestimmt für unser Gegenüber die Bedeutung. „Ich habe so lange auf dich gewartet.“ Freudig oder ärgerlich gesprochen verändert sich die Botschaft deutlich.
Coaching-Sitzungen lassen sich wunderbar am Telefon halten. Und Telefonkonferenzen sind eine gute Gelegenheit, das Zuhören und auch die eigene Stimme anders zu erleben.